Marcel Sonnenberg und „Die Erben der Toten“

7. „Wildunger Gespräche über Leben und Tod“

Am 20. August 2025 fanden in der historischen evangelischen Stadtkirche Bad Wildungen die 7. „Wildunger Gespräche über Leben und Tod“ statt. Unter dem Titel „Die Erben der Toten. Wenn Erbschaften kompliziert, undurchsichtig oder gefährlich werden“ widmete sich die Veranstaltung des Deutschen Instituts für Bestattungskultur einem Thema, das viele Menschen betrifft, aber nur selten offen angesprochen wird.

Gast war der Gießener Rechtsanwalt Marcel Sonnenberg. Der erfahrene Nachlasspfleger, Testamentsvollstrecker und Autor gewährte den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern ungewöhnliche Einblicke in die Welt des Sterbens und Erbens. Im Mittelpunkt seines Vortrages standen zwei eindrückliche Fälle, die er durch die Lesung eines Kapitels seines Buches „Die Erben der Toten – Mord, Steuerbetrug und unerwartete Vermögen“ vorstellte und mit vielen Eindrücken aus seinem Berufsalltag ergänzte.

Ein Fall schilderte das Schicksal einer alleinstehenden Frau, deren Nachbarin sich zwar um sie kümmerte, gleichzeitig aber über Jahre hinweg immer größere Summen vom Ersparten der Erblasserin abzweigte. Die rechtmäßigen Erben schöpften schon früh und noch zu Lebzeiten der Erblasserin Verdacht, nach deren Tod war das einstige Vermögen aber bereits so weit geschrumpft, dass lediglich die Kosten für die Beerdigung gedeckt werden konnten. 

Ein weiterer Fall führte die Zuhörer in die Wohnung einer alten Dame, die zum Ende ihres Lebens pflegebedürftig wurde und weitestgehend vereinsamt einen Außenstehenden als Alleinerben einsetzte. Sonnenberg beschrieb eindringlich seinen Besuch in den verlassenen Räumen, aus denen bereits Wertgegenstände verschwunden waren, seine Nachforschungen und die Gespräche mit dem zum Alleinerben bestimmten Finanzberater.

Mit diesen und weiteren Schilderungen gelang es Sonnenberg, das Publikum gleichermaßen zu fesseln und nachdenklich zu stimmen. Seine Ausführungen machten deutlich, wie eng juristische Fragestellungen und menschliche Abgründe bei seiner Tätigkeit oft miteinander verknüpft sind.

Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich ein, von DIB-Geschäftsführer Hermann Hubing moderierter, lebhafter Austausch. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen und eigene Beobachtungen einzubringen. Die offene Diskussion zeigte, wie groß das Bedürfnis ist, auch schwierige Themen wie Erbschaftsstreitigkeiten in einem sachlichen Rahmen zu beleuchten.

Moderator Hubing erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die „Wildunger Gespräche“ seit Jahren das Ziel verfolgen, Tabus zu brechen, Ängste abzubauen und Wissen zu Sterben, Tod und Trauer in die Öffentlichkeit zu tragen.

Zum Abschluss gab Hubing einen Ausblick auf die kommenden Gespräche: Am 8. Oktober 2025 wird Christoph Keldenich von der Verbraucherinitiative Aeternitas zu Gast sein. Thema der 8. „Wildunger Gespräche“ sind dann unter dem Titel „Abschiednahme und Trauer zwischen Friedhofs-Bürokratie und Kostenfalle“ die Wünsche und Erwartungen der Bürger an ein zeitgemäßes Bestattungs- und Friedhofswesen.

Die Veranstaltung endete mit einem gemeinsamen Imbiss in der Stadtkirche, der Raum für weitere Gespräche und persönliche Begegnungen bot.

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