„Bestatter ist naturgemäß ein systemrelevanter Beruf!“

Das Coronavirus ist in diesem Jahr auch das bestimmende Thema der Bestattungsbranche. Karl Schumacher, Inhaber des Beerdigungsinstituts Karl Schumacher e.K. mit Sitz in Oberhausen, ist überzeugt, dass die Branche zwar „gut durchgerüttelt“ wurde, sie die Krise jedoch vergleichsweise gut gemeistert hat. Wir haben mit dem 69-Jährigen über die vergangenen Monate gesprochen.

Herr Schumacher, wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt?

Das Coronavirus hat das Beerdigungswesen gut durchgerüttelt und zu Umsatzeinbußen geführt. Unter anderem weil es während der Corona-Pandemie weniger Sterbefälle gab als vorher. Allein unser Betrieb hatte rund fünf Prozent weniger Bestattungen und ich weiß von Kollegen, bei denen es sogar acht Prozent waren. 

Karl Schumacher ist Inhaber des Beerdigungsinstituts Karl Schumacher e.K. mit Sitz in Oberhausen  (Foto: Beerdigungsinstituts Karl Schumacher)
Karl Schumacher ist Inhaber des Beerdigungsinstituts Karl Schumacher e.K. mit Sitz in Oberhausen (Foto: Beerdigungsinstituts Karl Schumacher)

Worauf führen Sie das zurück?

Ich denke, dass die Corona-Schutzregelungen die Menschen auch vor einer Grippewelle beschützt haben, was ja an sich gut ist.

 

Und was hat noch zu Problemen geführt?

Aufgrund der Beschränkungen fielen zudem Bestattungsdienstleistungen weg, die wir normalerweise immer anbieten. Einladungen und Zeitungsanzeigen wurden nicht benötigt, das Kaffeetrinken konnte nicht stattfinden und selbst Blumenschmuck wurde in deutlich geringerem Ausmaß beauftragt. Insgesamt würde ich aber sagen, dass wir – und damit meine ich die Bestatter generell – die Situation gut überstanden haben. Gerade im Vergleich zu anderen Gewerken.

 

Wie haben Sie im Betrieb auf die Pandemie reagiert?

Zunächst haben wir unsere Mitarbeiter mit Masken und Gesichtsvisieren ausgestattet – zum Glück bevor die Preise explodierten. Darüber hinaus haben wir Hygieneregeln aufgestellt und unsere Mitarbeiter in kleine Gruppen aufgeteilt, damit nicht alle in Quarantäne müssen, falls sich ein Mitarbeiter infiziert.

 

Hatten die Maßnahmen Einfluss auf die Beratungsgespräche

Nein, an der Betreuung der Angehörigen hat sich für uns kaum etwas verändert. Rund 90 Prozent der Gespräche führen wir ohnehin bei den Angehörigen zuhause und dort haben wir sichergestellt, dass wir die Abstands- und Hygienevorschriften einhalten können. Angelegenheiten, die ohne große Beratung machbar waren oder Vorsorgegespräche, haben wir dann aber lieber nur am Telefon durchgeführt.

In vielen Bundesländern wurden Bestatter gar nicht oder erst spät als systemrelevant eingestuft –

War es schwierig für Sie, Desinfektionsmittel und Schutzmasken zu bekommen?

Bestatter ist naturgemäß ein systemrelevanter Beruf! Als Bestatter ist man ja sozusagen auch immer im Seuchenschutz tätig. Um aber die Frage zu beantworten: Da wir unseren eigenen Überführungsdienst haben und auch Überführungen für die Polizei machen, haben wir immer genug Schutzausrüstung sowie Desinfektionsmittel auf Vorrat und waren gut auf die Situation vorbereitet.

 

Hatte die Corona-Pandemie Auswirkungen auf die gewünschte Bestattungsart?

Es gab definitiv mehr Feuerbestattungen als zuvor und ich würde sagen, dass die Angehörigen viel mehr auf das Notwendigste fokussiert waren. So wurden zum Beispiel überwiegend nur die schlichteren Urnen nachgefragt.

 

In Hessen wurde die Frist für Urnenbestattungen ausgesetzt, um eine Beisetzung im Beisein von Freunden und Familien zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen. Wurden ähnliche Wünsche an Sie gerichtet? 

Für uns kann ich sagen, dass so etwas nur wenig nachgefragt wurde und ich denke, dass das auch nachvollziehbar ist. Zum einen bedeutet eine Bestattung ja auch einen Abschluss, zum anderen glaube ich, dass auch die Ungewissheit, wann Bestattungen wieder ohne Einschränkungen möglich sein werden, dazu geführt hat, dass Angehörige die Bestattung nicht verschieben wollten. 

 

Hatten Sie Probleme, die Corona-Regeln bei den Trauerfeiern durchzusetzen?

Nein, alle Menschen sind mit den Einschränkungen einverstanden gewesen, haben Mundschutz getragen und die Abstände eingehalten. Erst als die Regelungen etwas gelockert wurden, kamen mal ein, zwei Trauergäste mehr als erlaubt. Eine Familie wollte unbedingt singen, obwohl das nicht gestattet war. Kleinigkeiten! Das Singen wurde dann beispielsweise von der Friedhofsverwaltung erlaubt. Insgesamt bin ich überzeugt, dass wir das in Deutschland sehr gut hinbekommen haben. Auch wenn es in den Medien vielleicht etwas untergeht: Die breite Masse der Menschen steht nach wie vor hinter den Maßnahmen.

 

Herr Schumacher, vielen Dank für das Gespräch.