Kommentar

Transparenz schafft Akzeptanz

Aktuell ist bundesweit mal wieder die Novellierung der Landesbestattungsgesetze angesagt, wobei die Resultate der parlamentarischen Beratungen nur in den seltensten Fällen die Bezeichnung „Novellierung“ verdienen. In der Regel wird lediglich etwas an den Bestimmungen über die Leichenschau verändert, die Bestattungsfristen werden leicht verlängert, Grabsteine aus Kinderarbeit sollen von den Friedhöfen verbannt werden und es wird ein pietätsvoller Umgang mit Totgeburten und Föten vorgesehen.

„Heiße Eisen“, wie Friedhofszwang, Ascheteilung oder die Leichenschau durch Pathologen bleiben hingegen außen vor – ja, man einer spricht gar von einer Zementierung überkommener Reglementierungen sowie einem gesellschaftspolitischem „Roll-back“. Das es auch anders geht, zeigt Mecklenburg-Vorpommern. Hier wurde vom Landtag eine „Expertenkommission für Bestattungskultur in Mecklenburg-Vorpommern ins Leben gerufen, die sich aus Parlamentariern sowie Repräsentanten von Seiten der Kirchen, der Bestatter, der kommunalen Gebietskörperschaften, der Ärzte und Juristen zusammensetzt und die innerhalb von 18 Monaten der Politik eine Entscheidungsgrundlage erarbeiten sollte. 

 

Die 19 Teilnehmer tagten in der Folge elf Mal öffentlich und diskutierten – teilweise unter Heranziehung externen Fachwissens – über alle aktuellen relevanten Problemstellungen rund um die Themen Tod und Bestattung. Wenn auch der Abschlussbericht kein einheitliches Votum zu vielen Fragestellungen enthält, so erfolgte doch die teilweise recht kontroverse Diskussion – wie ich mich selbst überzeugen konnte – in einem sehr sachlichen Klima, das wesentlich dazu beitrug, auch Ernsthaftigkeit der Argumente der Gegenseite besser nachvollziehen zu können.

 

Das letzte Wort hat der Landtag und es ist voraussehbar, dass sich auch in Mecklenburg-Vorpommern nichts Wesentliches an dem rechtlichen Status quo ändern wird. Aber das transparente Verfahren und der Austausch der Argumente sollte beispielhaft auch für andere Regionen sein, denn es wird einerseits zu einer höheren Akzeptanz des Ergebnisses führen und andererseits – und auch das ein Fazit der kommissionsinternen Diskussion – gibt es bei dieser Materie kein „richtig“ oder „falsch“, sondern die Entscheidung „pro“ oder „kontra“ wird ganz überwiegend durch die persönliche und berufliche Sozialisation geprägt.