Rückblick auf Die Stadt der Sterblichen 2019 in Leipzig


Dem Tod Lebensraum geben

Der Tod mitten im Leben. Das ist die Idee der Veranstaltungsreihe, die Juliane Uhl, Chefredakteurin der DRUNTER&DRÜBER, 2017 zum ersten Mal in Halle organisierte. Alle zwei Jahre wird eine andere Stadt zum Ort des Endlichkeitsfestivals der FUNUS Stiftung.

 

Der Tod ist überall, denn 2019 wurde Leipzig zur „Stadt der Sterblichen“, und wie: Vom 6. bis zum 28. September 2019 feierte die Stadt das Leben und den Tod. Am 6. September wurden die besonderen Kulturwochen mit der Vernissage zur Ausstellung „Death walks behind you – Tod und Sterben in der Rockmusik“ eröffnet. Der Titel stammt von der heute kaum noch bekannten britischen Rockband Atomic Rooster und kann als Motto des gesamten Festivals herangezogen werden: Der Tod steht immer hinter Dir – also genieße das Leben. Kurator der Ausstellung war Dr. Josef Spiegel, der anhand der Exponate – zumeist Platten- und CD-Cover mit den entsprechenden Songtexten – zeigte, wie seit Anfang der 1960er-Jahre jede Jugendsubkultur ihren eigenen Zugang zum Thema Tod und Sterben fand. Ihren eigenen Zugang zum Thema haben auch die über vierzig Teilnehmer des Fotowettbewerbes „Grenzen“ gefunden. Mehr als 120 Bilder, die sich mit dem Tod und Abschieden auseinandersetzen, wurden eingereicht. Die besten zeigte die FUNUS Stiftung mitten im Leben – in den Passagen des Leipziger Hauptbahnhofes. Dort fand auch eine Lesung des Münchener Autors Roland Schulz zum Thema Sterben statt.

 

 

Das gesamte Festival war bunt, vielfältig, politisch und auch laut. Es fand im Hörsaal, im Buchhandel, in Galerien, Kirchen und - vor allem - in der Öffentlichkeit statt. Mit der „Burlesque y Fiesta de los Muertos“ im Krystallpalast, dem „DeathSlam“ in der Moritzbastei, Graffiti-Workshops, Kinderführungen im Ägyptischen Museum und vielen anderen Veranstaltungen wurde ein breites Publikum erreicht. Zur „Talkshow des Todes“ lud Markus Kavka (MTV, MDR) die Moderatorin Jennifer Sonntag, den Schriftsteller Ronald Reng, den Sänger Nicholas Müller sowie den Bestatter Eric Wrede. Alle diskutierten über Tod, Trauer und Depressionen. Bei einer Podiumsdiskussion mit Vertretern diverser Religionen konnte zudem über den Tod in den verschiedenen Glaubensrichtungen gesprochen werden.

 

 

42 Veranstaltungen in drei Wochen gaben dem Tod somit den Lebensraum, den er braucht. Und das kam gut an: zahlreiche Menschen wagten sich so an ein Thema, das die wenigsten sehen wollen, das aber jeden betrifft. Die nächste Stadt der Sterblichen wird Dresden sein. 2021 heißt es auch dort: „Platz da, der Tod kommt.“

 

Quelle: FUNUS Stiftung